Zur perfekten Stimmung und Spielen mit anderen Instrumenten

Ich werde immer wieder und wieder gefragt, ob meine Flöten gut gestimmt sind. Ich kann die Sorge verstehen. Natürlich habe auch ich hier und da Bambusflöten gekauft und mich dann wahnsinnig aufgeregt. Oftmals sind sie nicht leicht abweichend, so dass es wie in den Ursprungskulturen normal war, die Flöte in den Klang zu biegen. Nein, oft sind sie völlig verstimmt. Ich weiß nicht ob ich dies hier schon mal geschrieben hatte, aber da kam ein Kunde an mit einer wunderschönen, echt fabelhaften Shakuhachi. Ich war selbst etwas neidisch, dass ich dieses Holz nicht verarbeiten durfte. Dann spielte ich das Instrument, mir sind fast die Zähne rausgefallen. Gott, war die verstimmt, ein absolutes Desaster. Aber man soll die Konkurrenten nicht schlecht darstellen. Und so fragte der Kunde was ich davon halte. Ich sagte: “Naja, hm.. äh.. .usw. konnte aber nichts echt sagen. Der Kunde sagte in etwa: “Na los, sagen sie es doch, die ist absolute Schei…, der Typ in Hamburg sagte, dass ist so, weil sie auf den Schwingungen des Mondes gestimmt sei!

Ich muss sagen, ich staune immer wieder wie einfallsreich Händler sein können, wenn es darum geht ein Krähe als Singvogel zu verkaufen.

Um also eure Frage zu beantworten. Ich baue so etwas NIEMALS. Meine Flöten sind bestens gestimmt und ich kann mit Stolz sagen, dass ich für Phil Collins Tarzan über 30 Bansuris gebaut habe, nachdem die Produktion aus den USA (den bekannten Namen will ich nicht schreiben) verstimmte Flöten gekauft hatte, auch in Deutschland von dessen Nachahmer. Ich habe für Musikstücke aus Herr der Ringe geaut, für die Bundeswehr, für die Münchner Philharmonie wie auch die Berliner Philharmonie, habe an der Musikhochschule in Hamburg gespielt, mit Gregorianischen Chorsängern, mit Gospelmusikern und Sängern und mit klassischen Musikern. Die Liste ist lang und ich merke mir nicht jeden Auftritt oder Auftrag.

Seid euch gewiss, meine Flöten sind gut gestimmt. Und ich prüfe meine Flöten am Tuner wie auch am Klavier nach Gehör. Das hat einen guten Grund. Einen Tuner kann man täuschen, indem man die Flöte so hält das es stimmt. Man merkt es selbst nicht. Am Klavier, wenn ich ein paar Akkorde eingebe und dann in der Tonart mitspiele, ist man dann nicht auf die eine Note fixiert, sondern aufs Spielen und kann dann genau mithören dass es stimmt. Ich hatte das gerade noch gestern. Habe schnell eine Kawala auf Es gebaut weil ich im hiesigen Gospelchor das Stück “I surrender all” arrangiert von Kerry Smith, mitspielen wollte. Im Stress und wegen der wenigen Zeit, habe ich die Kawala nur mit dem Tuner gestimmt und die schnell von Innen provisorisch behandelt, dass ich sie nach einer Stunde spielen kann. Ich dachte mir, wenn sie gut ist, dann mache ich das Finishing irgendwann. Alles stimmte, doch im Chor war es dann doch anders. Eine gespielte Flöte in Aktion ist stets anders als nur steif vor einem Tuner. Es war zwar nicht so schlimm, da ich die Kawala seit über 40 Jahre spiele, aber für einen Anfänger wäre es dann doch nicht so einfach.

Hier mal ein Bild von mir in der Philharmonie Berlin als Solist unten links:

Kawala, Nay und Anakahachi in der Philharmonie Berlin
Kawala, Nay und Anakahachi in der Philharmonie Berlin