Kawala Stimmen

Den Grundton der Kawala stimmen

Hör zu! Fast jeder Fehlgriff beim bauen einer Kawala kann korrigiert werden, nicht aber wenn man den Grundton vermasselt. Daher ist dieser Abschnitt echt wichtig.

Wir sind davon ausgegangen, dass du das Rohr vorher auf ca. 45 cm gekürzt hast. Du hast auch die Anblaskante fertig und gelernt wie man einen sauberen Ton produziert. Nimm also das Rohr in die Hand und siehe welche Note gespielt wird.

Du wirst etliche viele Stimmgabeln brauchen oder einen chromatischen Tuner. Den bekommst du im Internet schon für 15 Euro. Allerdings gibt es da auch downloadbare Tuner, welche auf deinem Rechner installiert werden können. Doch empfehle ich dir nicht in der Nähe deines Rechners Bambus zu bohren oder zu schleifen. Das wird eine Riesensauerei und der Rechner wird es auf Dauer nicht lustig finden.

Wie angekündigt wollen wir hier eine Kawala auf G bauen. Diese sind ca. 39-41 cm groß. Wenn du also dein Rohr anspielst, wirst du vermutlich ein E auf deinem Tuner angezeigt bekommen.

Wenn du mit einem Tuner arbeiten kannst, kannst du folgenden Abschnitt überspringen. Ansonsten empfehle ich dir dringend erst zu lesen wie ein Tuner dir helfen kann.

Für was sind Tuner gut:

Tuner sind elektronische Stimmgeräte. Du wirst eines mit integriertem Mikrofon brauchen (ist heute eigentlich Standard).

Wenn du dann den Tuner vor dir stellst und einen Ton spielst, gibt er dir an ob du unter oder über dem Ton liegst, oder vielleicht den Ton genau getroffen hast.

Ist die Note zu tief, dann musst du dein Instrument stimmen. Bei Seiteninstrumente spannst oder lockerst du die Seiten. Bei Bambusflöten kann der Spieler nicht mehr viel ändern. Daher musst die die Flöte beim Bauen sehr gut stimmen.

Abbildung 37: Perfekt auf G gestimmt.
Abbildung 37: Perfekt auf G gestimmt.

Hier oben in Abbildung 37 siehst du das Grundprinzip aller Tuner. Ziel ist es ein G zu spielen. Über dem G ist das G# und darunter das Gb.

Wenn der Ton zu tief ist, dann würde der Zeiger in Richtung Gb zeigen. Ist dieser zu hoch, dann zeigt er in Richtung G#. Wenn die Flöte völlig verkehrt gestimmt ist, dann würde der Tuner mir angeben, dass ich im Bereich einer ganz anderen Note spiele:

Abbildung 38: Das perfekte E, doch wollen wir ein G!
Abbildung 38: Das perfekte E, doch wollen wir ein G!

Die Abbildung 38 sagt uns also, dass wir weit unter unserem Ziel liegen. Wenn wir ein G wünschen und unser Tuner uns sagt: „ej Kumpel, du spielt ein E“ müsstest du kurz aufzählen wie weit das G vom E liegt:

E – F – Gb – G

Das sind immerhin drei Abstände. Und so wirst du beginnen dein Instrument irgendwie höher zu stimmen, so dass du dein Ziel erreichst.

Abbildung 39: 20 Cent zu tief gestimmt.
Abbildung 39: 20 Cent zu tief gestimmt.

Hz und Cents

Noch etwas solltest du wissen, um die Erläuterungen im Buch hier nachzuvollziehen. Alle Noten stehen zueinander in einem Verhältnis. Wenn wir einen gewissen Laut als C definieren, dann stehen die weiteren Noten zu diesem Klang im Verhältnis. Wenn sich 10 Menschen jeweils in ein Zimmer verstecken würden und jeder für sich „Alle meine Entchen“ singen und aufnehmen würde, wären vermutlich keine zwei davon identisch. Das führt dazu, dass man sich einigen muss wo das C beginnt. Die meisten Flöten sind daher auf 440Hz gestimmt. Das kannst du auch an deinem Tuner einstellen.

Dann sind die Töne noch in Cents eingeteilt. Hier oben siehst du beispielsweise, dass der Pfeil nicht auf „0“ für das G steht, sondern etwas nach links, nämlich 20 Cent tiefer. Der hellgraue Bereich um die Null, ist wo der Klang akzeptabel ist. Menschen hören nicht ob das „G“ zwei oder drei Cent höher oder tiefer ist, wohl aber wenn es 10 oder 20 Cent sind.

Nun, da wir dass mit dem Tuner geklärt haben, solltest du dir eine Pimadaumen Regel merken:

Basisnotenregel I.:

Die Basisnote eines Rohres wird bei ca. 2,5-3 cm um eine halbe Note tiefer oder höher.

Das heißt, wenn ein Rohr von 39 cm beispielsweise dir ein G liefert, kannst du in etwas davon ausgehen, dass wenn du es auf 36 cm runter sägst, dass du damit ein G# als Basisnote haben wird.

Das ist auch nur eine circa-Angabe, solltest du aber in Hinterkopf behalten.

Nun nimmst du dein Rohr was du vorbereitet hast und stellst deinen Tuner ein und spielst los. Schwenke auch die Kwala rechts und links so, dass du dir vergewisserst, dass du den mittleren Klang, nicht zu hoch oder zu tief spielst.

Bei deinen 45 cm vermute ich, dass dein Tuner dir ein F ansagen wird. Wir werden hier einfach mal hypothetisch das Stimmen der Basisnote durchziehen.

Das gefällt dir natürlich nicht. Nun denkst du: „nach dem F kommt ein F# und danach kommt das ersehnte G.

Also: F – F# – G

Das sind zwei Abstände. Die Basisnotenregel (siehe Kästchen oben) würde uns sagen: „Kumpel, säge einfach 2x3cm ab, damit du ein G bekommst“.

Sagen wir zu 80% trifft die Regel immer zu, was machst du aber, falls dieses Rohr sich anders verhält? Was ist, wenn du 6 cm absägst und die Flöte dann zu kurz gesägt ist? Korrigieren lässt sich dies so ohne weiteres nicht.

Deshalb solltest du auch gleich hier die zweite Regel kennen lernen

Basisnotenregel II.

Säge die Flöte lieber zu lang als zu kurz

Dur wirst du vorsichtig sein und nur nur 4,5 cm absägen. (Kreppband nicht vergessen!). Wenn du Glück hast, wirst du das Rohr vom ersten Schnitt gestimmt haben. Ich kann dir schon sagen, dass dies so gut wie nie der Fall ist!

Vermutlich bekommst du an deinem Tuner folgendes Ergebnis:

Abbildung 40: G minus 40 Cent
Abbildung 40: G minus 40 Cent

Das ist definitiv zu tief. Du wirst den Mut fassen und dein Rohr noch 1 cm kürzer sägen. Nun ist es 39,5 cm und liefert folgendes Ergebnis:

Abbildung 41: G minus 5 Cent
Abbildung 41: G minus 5 Cent

Also bist du soweit gekommen, dass du eigentlich nicht so recht weißt, ob du noch etwas absägen sollst oder nicht. Du willst jedenfalls nicht schon dein erstes Rohr zu kurz sägen!

Die Lösung ist die dritte Basisnotenregel

Basisnotenregel III.:

Die letzten paar Cent nie mit der Säge entfernen, sondern mit deinem Schleifaufsatz und dem Akku.

Versuche auch bitte stets das Bambusrohr so anzulegen, dass du die Bambusschale nicht absplitterst.

Wenn du deine Basisnote erreicht hast, dann ist es soweit, du kannst danach beginnen die Flöte zu vermessen um die Fingerlöcher zu bohren. Doch möchte ich schon mal hier vorgreifen und was zum „Fine tuning“ der Flöte sagen.

Grundsätzlich ist es so, dass bei allen Kerbflöten das zweite Register etwas tiefer ist als das erste. Angenommen du spielst in der ersten Oktave ein „D“, dann wird es in der zweiten Oktave vermutlich ein „D minus 5 Cent“ sein.

Das ist insofern nicht schlimm, weil dies ein natürlicher Klang ist. Oder glaubst du, dass wenn du loslegst und singst, dass deine Klänge in der ersten, zweiten oder dritten Oktave genau überstimmen?

Problematisch ist es allerdings, wenn du die erste Oktave deiner Kawala um – sagen wir mal 6 Cent zu tief gestimmt hast. Wenn Du dann die zweite Oktave spielst wird die Note dann plötzlich 11 Cent tiefer! Wenn du alleine im Badezimmer spielst, stört das kaum, aber wenn du zusammen mit anderen Musikern spielst, wird dies spätestens in der zweiten Oktave auffallen.

Klar, du kannst nun die Kawala hin und her schwenken, um den Ton zu korrigieren, aber es geht einfacher, wenn die erste Oktave gestochen scharf gestimmt ist. Du kannst sogar bei der ersten Oktave dir eine Toleranz von +2 Cent erlauben. So wird die zweite Oktave dann -2 Cent.

Dies ist zumindest was ich immer mache und mich haben schon mehrere Professionelle Musiker aus der ganzen Welt mit Staunen gefragt wie ich es schaffe, dass meine Flöten so gestochen scharf gestimmt sind. Sind sie nicht, ich täusche nur die Ohren der Musiker!