Mein erster Tag im Kibbutz

Meine Gastgeberin heißt Zsuzsi. Wobei sie einen hebräischen Namen trägt, ist dieser ursprünglich Altägyptisch. SnSn, die Lotus im Wasser. Die Hebräer haben das Wort übernommen im Klang und der Bedeutung Lilie.

Die Ankunft war seltsam. Es war als würde ich in Kairo landen. Ähnliche Gesichter und ähnliche Luft. Auch die Straßen, Strassenlaternen und selbst die überstrichenen Bürgersteig-Kantsteine und der Staub. Die Palmen, Ficusbäume und Sträucher.

Anders waren die vielen Zitrusbäume Herrenlos mit Fallobst. Ich musste an den Treidelweg denken.

Zsuzsi obwohl ihr Geburtstag und ihr siebentes Jahrzehnt hat mich von Ben Gurion abgeholt, zusammen mit ihrem neugierigen und hellwachen Enkelstochter.

Selbst das Tanken konkurriert mit Kairo. Da der Vorwagen solange stand, machte Zsuzsi ihren Schwank und drehte sich davor Nase vor Nase um an die Tanksäule zu kommen. Als der Typ endlich ins Auto stieg, dachte ich mir schon: “Wird er nun wie ein Deutscher schimpfen oder, weil er wie Ähypter fährt, es hinnehmen”.

Er stieg ein fuhr rückwärts und dann um uns rum ohne eine signifikante Reaktion.

Toll, die Reise meines Lebens endet in ein Spiegelbild Ägyptens.

Doch dieses Bild zeigte sich schnell falsch.

Im Kibbutz leben fast 1500 Menschen in kleinen bis mittleren Häusern. Kann man am besten mit einer besseren Gartenkolonie in Deutschland vergleichen. Nur gibt es da einen feinen Unterschied. Jede Entscheidung wird in einer direkten demokratischen entschieden. Anfangs vor einem halben Jahrhundert noch so streng, dass man selbst die Namen der Kinder versuchte mit zu wählen. So wurde die Erstgeborene Nira benannt. Ein Spalt in der Erde beim bepflanzen. Als ein Kind “zweite Chanukka Kerze” genannt werden sollte, haben sich die Eltern erfolgreich zur Wehr gesetzt.

Heute hat jeder hier eine gemeinschaftliche Aufgabe. Man lebt zusammen sorgt sich für einander und hilft wo man kann.

Das, das ist der feine Unterschied, der Lichtjahre zwischen diesem Land und seinen Nachbarländer bewirkte. Es ist die Hingabe zur Sache.

Vielleicht irre ich mich, aber für nun erscheint es mir so.

Zu Abend hatten wir Essen in der Kibbutzkantine, mit Tablett und Selbstbedienung bis zur Kasse, wie man es halt von Kantinen kennt, nur mit dem Unterschied, dass ich nicht ständig fragen musste ob es Schweinefleisch ist. Welch Erfahrung und Abwechslun, wenn man als Muslime in Deutschland lebt.

Jeden Mittag gibt es hier feines Essen, wenn auch mit Kantinecharakter wie in einem Behördengelände im tiefsten Osten.

Stichpunkt Osten, Kibbutz ist was kommunistisches mit demokratischen Charakter und unternehmerischen Verstand, bedenkt man dass hier Früchte und Milchprodukte hergestellt und vermarktet werden.

In der Kantine waren Menschen arabischer, europäischer und asiatischer Herkunft. Als man mich fragte was mich bewegte zu besuchen, sagte ich die Wahrheit. Wir waren mal lange her Feinde und ich hielt es für gut eigene Vorurteile aktiv abzubauen.

Leider konnte ich trotz dem vielen Hebräisch lernen nur wenig verstehen. Ein Buch ist schon was anderes als die real gesprochene Sprache.

Ein paar Sätze dennoch konnte ich mit den Kindern wechseln.

Die Menschen hier sind freundlich, aufgeschlossen und nett. Mir tut das gut und es macht mich nachdenklich ob es andersrum so wäre.

Leila tov