Learning Hebrew online with Tsafi and Rachel in the Citizen Cafe Tel Aviv

I have spent over a year struggling with Assimil, TY Teach yourself modern Hebrew, and Rosetta stone. Not that I did not learn anything, but at some point, I reached the barrier I could not cross. It is not the first language I would have learned by myself, but somehow in Hebrew, I just got stuck. I would go back and reread and restart but eventually, I would stop at the same point.

So I took the Yellow course with Citizen Cafe over Zoom while staying in Germany. Everyday 90 minutes of intensive immersion into the language practicing to speak, to understand, and communicate. See https://www.citizencafetlv.com/

Tsafi Katz

I had Rachel Goldberg and Tsafi Katz as tutors. I do not believe two persons could be more different then these two. Rachel, besides remembering me of my cousin as she has exactly the same expressions, was the calm one, speaking clearly and always having a smile. Tsafi was totally crazy, fun, and hyperactive as if she had a tornado for breakfast and always had a joke in between and a great laugh. Yet though so different both had the same system of teaching, which made the course really effective, because I guess they represent both the modern ways of speaking Hebrew. And I definitely owe these two respect for being such great tutors.

Both would constantly write all new rules and vocabulary in a Google docs file, which you can download and study later on, so to be free to concentrate on the immersion in the spoken language. The homework would allow to practice the new chunks of information before next begin.

Rachel Goldberg

And both would keep pushing you to the edge, but know when to catch you if you would slip. Never ever have I been a good student. As a teacher myself, I would judge me as the worst student in the world. I could never sit in a course without taking a book along to read or often be waked up at the end of the course. It takes quite a lot to keep me animated. And let me say this, never ever have I enjoyed and followed any course as concentrated and engaged as with these two wonderful tutors. And I have seen quite a lot of tutors considering me just completing my fifth degree.

The most important thing which happened to me in this course was that I had all of a sudden insight. I do not know how to explain, but do you know, when you keep studying a language or say a new musical instrument, at some stage all of a sudden, tataaah there it is, you know and feel how naturally a word must mean something, though there is no philological indication that it must mean this. You just hear this word and say, damn, it can only mean this, because it sounds as if it should. I remember this moment, when Rachel asked in English us, how would you say: „when I was a kid I had lots of friends“ or at least something in this direction. It came out of me like a bullet in Hebrew. I do not know why and how, but there it was. This moment, where you know, that you will speak this language at some stage. Rachel even was baffled and said: It sounded as if you have been waiting for all the course for this sentence. And yes it was so. There is this magical moment in a language that you experience only once. I remember having had this with ancient Egyptian, where I dreamed that Tutmosis the III. was sitting with me and correcting my spelling. In Dutch, I woke up after 71 one day of daily learning on my own, with a poem in my mind, which I felt while asleep. This moment is magic and fills you for weeks to come.

What I am trying to say is, that if you ever want to learn Hebrew, I really can recommend the Citizen Cafe Tel Aviv. What an amazing lovely young and motivated team this is. They have transferred not only language, but culture and character. Israel must be proud to have such wonderful young people.

Mamo Hassan

Neue Veröffentlichung: Muslimisch und Liberal

Ich weiß, Ihr erwartet, dass ich ein Buch zum Bauen der Shakuhachi schreibe, aber ich habe auch ein anderes Leben als Wissenschaftler.

Ich bin sehr froh mit Lamya Kaddor befreundet zu sein und an ihrem neuen Projekt „Muslimisch und Liberal“ teilgenommen zu haben. Sie hat diverse Wissenschaftler, aber auch Menschen aus der Gesellschaft zusammengebracht und dieses Buch herausgegeben. Ich habe im Bereich der Koranhermeneutik einen Artikel: „Juden, Christen und Sabäer? Über das Heilsversprechen für Nichtmuslime im Koran.“ beigefügt.

Allemal, sind alle Beiträge sehr spannend und es war höchste Zeit, dass die Islamwissenschaftler, Künstler, Theologen und sonstige Gelehrten ihre Stimme erheben. Das Schreckliche ist, dass stets die Radikalsten der Menschen am Lautesten sind.

Also, wenn jemand Interesse hat, HIER >>> das Buch kaufen, oder auf das Bild klicken:

Corona zum Trotz – Sichere Shakuhachi und andere Bambusflöten

Merkt euch den Gutschein „Coronatrotz“ (Gutschein nicht mehr gültig)

Ich habe mir echt lange überlegt, ob ich dies hier schreiben soll oder nicht. Es soll ja nicht aussehen, als würde ich aus der Lage versuchen einen Nutzen zu ziehen. So ist es auch nicht. Ich baue Flöten seit vier Jahrzehnte und habe dies stets als Hobby getan. Egal wie professionell diese nun geworden sind und auch wenn ich für die größten Häuser, Musiker und Produktionen baue, so bleibt es eine Leidenschaft für mich. Mir ist es egal ob die Berliner Philharmonie, Hollywood Produktion oder junge/r Student/in oder Lehrling. Alle sind vor den Flöten gleichgestellt.

Doch mit dieser Krise habe ich nie gerechnet. Ich bin kein Virologe noch Naturwissenschaftler. Bislang habe ich es so gehandhabt, dass ich wenn ich krank bin, dass ich keine Flöten baue. Es bleibt ja nicht aus, dass ich diese testen muss. Zwar bin ich nicht krank, auch haben wir uns eine Sicherheits-Selbst-Ausgangssperre verhängt, aber für eure Sicherheit und euer Sicherheitsgefühl, werde ich die Flöten stets vor dem Schellackbhandeln testen und nicht danach. Schellack ist in 98% Alkohol gelöst, also desinfizierender geht es nicht. Vor dem Verpacken werden Hände desinfiziert und Atemschutzmaske gesetzt. Mehr Sicherheit kann ich nicht leisten.

So, zum Gutschein „Coronatrotz“

Nutzt ihn bekommt ihr 10% Rabatt. Zwar sind die Preise meiner Flöten eh schon sehr niedrig berechnet, aber in dieser Situation, möchte ich echt allen die Gelegenheit geben zuhause die Zeit sinnvoll zu verbringen. Ein Glück ist dieser Shop nur ein Nebenberuf für mich, sonst wäre meine Existenz gefährdet. Umso eher kann ich euch in dieser Situation entgegenkommen. Ich habe zuerst gedacht, so was macht man nicht. Was soll das! In Italien sind gestern alleine 630 Menschen am Virus gestorben und ich vergeben einen Gutschein wegen dem Virus. Doch nachdem ich darüber geschlafen habe bin ich umso bestimmter in dieser Sache. Wir müssen dem Virus trotzen. Bleibt zuhause, liest, meditiert, betet, seid freundlich zu einander und schätzt die Gesundheit und das Leben. Auf das wir alle aus dieser Krise gestärkter und vor allem humaner rauskommen.

Mamo

Shakuhachi: Auf was muss man achten

So meine lieben. Immer mal wieder bekomme ich Shakukuhachis zum Restaurieren, die man hätte nie kaufen sollen. Und manch einer hat da schon hunderte Euros bezahlt. Es ist an der Zeit die Shakuhachi zu demystifizieren. Wer auf ein paar grundlegende Dinge achtet, kann auch ohne Shakuhachi Spezialist zu sein, eine vernünftige Shakuhachi Flöte kaufen. Natürlich könnte ich jetzt sagen, kauft von mir :-), doch das ist anmaßend, selbst wenn ich insgeheim echt weiß, dass ich alles daran setze, dass meine Shakuhachis perfekt sind.
Nun, man muss also auf die Kerbe achten, wo sie liegt, wie sie verarbeitet ist. Auf das Rohr, die Bindungen, das Ende und die Stimmung. Ich habe hierfür ein Video gemacht, wobei ich gerade merke, dass ich eine Sache im Video vergessen habe zu sagen. Bitte achtet darauf, dass die Shakuhachis ein Innendurchmesser von 19-23 mm haben. Je nachdem wie groß sie ist. Optimal ist um die 20-21 mm. 22 und 23 kann man tolerieren, wenn man eine große Flöte hat und selbst auch groß ist. Am einfachsten anzublasen ist eine Shakuhachi mit einem Gesamtdurchmesser von um die 30 mm. Natürlich ist, dies von Person zu Person variabel, aber zu dicke Rohre kann man nicht anspielen, da sie dann am Kinn anstoßen und Luft entweicht, es sei denn die Shakuhachi ist dort angepasst. Regelmäßig passe ich alle Shakuhachis im an, auch wenn sie 28-32 mm Durchmesser haben, um sie noch einfacher anzuspielen.
So, der Rest ist alles im Film sehr ausführlich erklärt.

Zweiter Tag in Tel-Aviv und Jerusalem II.

Eli holte mich punkt 11:00 Uhr ab, denn ich wollte unbedingt Yad Vashem besuchen und das Grab von Shimon Peres. Es bietet sich an, den der Herzlberg wo die Staatsmänner auch begraben sind, es sei denn sie haben es anders gewollt. Gegen 12:00 setzt Eli mich bei Yad Vashem ab. Ich habe das Wetter überschätzt, da es evident kälter ist als erwartet. Ich muss also ständig in Bewegung bleiben. Eli hat was in Jerusalem zu tun und so gehe ich alleine in die Gedenkstätte. Wie bei Museen kann man so einen Audioguide mit Nummern bekommen. Glatte 30 Schekel. Ich musste meinen Pass hinterlassen und eine Anschrift. Nun, da ich auch endlich die Handschrift gut kann, habe ich meine Anschrift in Hebräisch geschrieben. Das schien offensichtlich den Angestellten zu beeindrucken, der dann wie so viele fragte woher ich komme. Ich hörte mit der Nummer 200 die Geschichte der Gedenkstätte als Einführung, aber irgendwann merkte ich, dass da eine Stau am Eingang entstehen wird durch drei Gruppen und so huschte ich vor sie rein. Wie soll man das nur erklären. Die Wände sind aus Beton und bilden über einem eine Art sehr hohen Spitzdach. Etwas wie ein Zelt, welches ewig lang ist. Es ist sowohl bedrückend als auch einladend. Bedrückend, dass es in die steile höhe immer enger wird, einladend, weil es auffordert weiter zu gehen.
Überall Bildschirme welche alte Aufnahmen zeigen oder alte Menschen, welche das Grauen des Holocaust überlebt haben, die davon berichten. Mich versetzt die die Sachlichkeit der Erzähler ins Staunen. Vielleicht ist es der Mechanismus, welchen Sie entwickelt haben, um diese schrecklichen Dinge zu erzählen. Ich weiß es nicht. Beim der sechsten oder siebenten Erzählung hat die Frau dann doch mit den Tränen gekämpft. Mir wurde immer dumpfer je weiter ich schaue. Welch Niedergang der Menschheit. Man kann diese Erfahrung nicht in Worte fassen. Überall Dokumente, Nachbildungen, Fotos, und Gegenstände, welche die Zeit überdauert haben. Ich denke jeder macht hier seine eigene Erfahrung. Drei Dinge werde ich wohl nie aus dem Kopf bekommen. Da war dieser Film von abgemagerten Kindern, welche am den Bürgersteigen saßen als würden sie jeden Moment tot umfallen. Der Film war so, dass man die Beine der laufenden Menschen sehen konnte, welche zweifelsohne nicht am verhungern waren. Und dann dieses Mädchen, welches weint und den Kopf des Junten (Ihr Bruder ?) schüttelt, er aber nicht reagiert. Tot, schien er. Erst nach einer Minute schütteln bewegte er leicht seinen Kopf. Ob er es überlebt hat, wage ich zu bezweifeln. Was sind das für Menschen, welch Herzen aus Stein, die das auf Beinen vorbeilaufen, um vielleicht zum Abendessen zu gehen oder zur Arbeit. Ich musste mich hinsetzen und einfach eine Pause machen.

Das zweite Bild, welches ich nicht aus dem Kopf bekomme, war dieser Bagger, welche nackte verhungerte Menschen zu Scharen in ein Massengrab schob. Man steht da und weiß nicht wie man reagieren soll. Soll ich nun wegschauen, oder staunen. Was soll ich da tun? Dann sah ich wie einer der Körper, männlich, in der Schaufel des Baggers von dem Leichenhaufen oben nach unten rollte. Sein Kopf war von mir aus rechts, und er viel auf seine linke Seite. Der Tote Körper des Mannes war nur Knochen. Doch als er vor die Leichen auf seine linke Seite viel, sah man seinen Bauch den Sturz abschwingen. Er war innerlich schon am verwesen! Endlich sind wir alle, aber so!? Ich kann das Bild nicht aus dem Kopf bekommen. Ich sagte mir, Yad Vashem sollte mitten in Berlin stehen, anstelle dieser Klötze, die nur abstrakt das Grauen darstellen.

Dann waren da die vielen Schuhe der grauenvoll hingerichteten Menschen. Wer diese wohl getragen hat. Wie sein oder ihr Leben war? Ja und da waren natürlich viele andere Dinge, die ich alle niemals erzählen werden kann und doch hinterlassen sie natürlich einen Eindruck, den man selbst erfahren muss.

Gegen Ende des Zelt-tunnels, mit Zimmer und Themen Nischen rechts und links, war ein Raum mit Abbildungen von Menschen, welche Juden von der Vernichtung retteten. Neben Schindler und anderen war da auch ein Ahmed, ich glaube aus Serbien. Ich konnte nicht alles sehen, weil die Gruppen sich ständig so nah stellten, dass man auf Zehenspitzen manchmal rechts und links zwischen den Köpfen versuchen musste zu erhaschen, worum es geht und ob man warten will bis die Gruppe weg ist oder nicht. Ich hörte den Fremdenführer Ahmed sagen und horchte auf. Er hatte mehrere Juden Unterschlupf geboten. Seine Tochter war dann zum Judentum konvertiert und irgendwie hatte er auch einen christlichen Sohn oder eine Tochter. Quintessenz war, dass der Fremdenführer versuchte das Zusammensein der Abrahamitischen Religionen in dieser Person darzustellen. Was er verpasste ist, dass da stand, dass sein Name Ahmed Sadiq war. Sadiq heißt in Arabisch „Ehrlich, Ehrbar oder Aufrichtig“. Dabei nennen die Juden die Menschen die Juden retteten Tsadiks, ein Wort welches etymologisch mit dem Arabischen Namen verwandt ist. Der ca. 65 jährige Fremdenführer der noch eine Minute am Schild mit dem Namen Ahmed Sadiq stehen blieb sprach ich an ob ihm der Name Sadiq nicht was sagt. Er hatte es tatsächlich bis dato nicht gemerkt. Ich machte ihn darauf aufmerksam. Er war sichtlich überrascht und bedankte sich. Ob es nun ein Zufall war, dass dieser Tsadik auch Sadiq hieß?

Als ich rauskam aus Yad Vashem dachte ich mir das Arial noch etwas weiter anzuschauen, aber ich merkte, dass mir die Bilder und Dokumentationen doch sehr nahegekommen sind und dass ich das erst einmal bearbeiten muss.

Ich nahm einen kostenlosen Shuttle zum Herzlberg, wo Shimon Peres bestattet ist. Das Arial ist groß und duzende junge Soldaten waren dort, so dass ich nicht genau wusste ob ich richtig oder falsch bin. Und so fragte ich mich durch. Ein junger Soldat, höchstens 18, sagte, dass er weiß wo Shimon Peres liegt, dass er mich dahin nehmen könnte. Ich müsste aber seine Chefin fragen. Eine junge Dame, sehr jung, vielleicht 20 mit Maschinengewehr, zusammen mit drei weiteren, welche versuchten diese jüngeren Soldaten zu ordnen. Ich nahm ihn bei der Hand und fragte sie einfach. Hübsch sah sie aus, doch fauchen konnte sie auch. Sie pfiff ihn zurück.

Gut, dann versuche ich es alleine. Ich ging den Hügel hoch. Da oben war ein größerer Grabstein. Vielleicht 6×6 Meter. Das kann nur Herzl sein. Davor ein englischsprachiger Fremdenführer. Ich fragte ihn einfach und er sagte mir wo ich hinsollte.

Endlich fand ich Shimon Peres. Ich hatte mir schon das Kaddisch aufs Handy gespeichert. Ein Aramäisches Gebet, welches ich schon einmal für eine Freundin sagte. Es zu sagen ist eine Mitzwa, also eine gute Tat, die ich gerne für Shimon mache und bekomme. Immerhin war er einer der weisesten Männer der modernen Geschichte. Ich habe um ihn getrauert, denn er hätte in diese Region den Frieden gebracht. So dachte ich stets.

Pünktlich holte mich Eli ab. Er zeigte mir dann noch eine Wohnung welche er gekauft hat und bot ernsthaft mir an, dass mit der Familie kommen kann und hier bleiben dürfte. Ich verzweifele weiterhin völlig an seiner Gastfreundschaft. Ich werde wohl nie es schaffen mich bei ihm angemessen zu revanchieren.

Ich hatte im Auto Schwierigkeiten zu kommunizieren. Ich war einfach zu erschöpft. Er hatte mir gesagt, dass Yad Vashem heftig sein wird, aber so? Ich kann euch nur raten, hierfür einen Tag frei zu halten. Wer ein Herz in der Brust hat und Augen im Kopf, kann hier nicht rauskommen wie er reingekommen ist.

Wir aßen dann noch ein Falafelbrötchen. Allerdings gefällt mir das Konzept. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe wie es hier funktioniert. Die meisten Falafelstände haben Salat und mehrere Schalen mit Soße und eingelegte Gurken etc. offen zugänglich. Wenn man ein Brötchen bestellt, kann man sein Brötchen damit aufpeppeln und auch ein paar eingelegte Gurken, Paprikas oder andere Dinge sich nehmen. Ein echt freundliches System.

In Tel-Aviv angekommen fragten mich meine AirBnB Gastgeber was ich denn gemacht hätte. Ich erzählte über Yad Vashem und Shimon Peres. Es kam ein „Uff“, mit der Betonung, dass es eine schwere Sache ist.

Ich bin dankbar gekommen zu sein und wünschte, dass unsere neue rechtsgerichteten Politiker und ihre Anhänger mal sich dies auch vornehmen. Ob sie danach immer noch ihre Parolen rufen werden, wage ich zu bezweifeln.

Erster Tag in Tel-Aviv

Ich bin in ein echt interessantes Haus gelandet. Alleine die Fliesen sind es wert hier zu sein.

Klar, es ist renovierungsbedürftig, doch mich stört das nicht. Kalt ist es hier, auch bei 30 Grad.

Zwei Hunde und eine Katze und drei Musiker, die mich alle sehr freundlich aufgenommen haben.

Ich wollte den Tag etwas ruhen und spazieren und so lief ich zum Hafen. Immerhin hatten wir hier 26 Grad. Alle Häuser am Hafen sind mit Kalkstein verklinkert oder gar daraus gebaut. Und je näher man zum Wasser kommt, desto älter und enger es wird. Die vielen Gassen mit aufsteigenden glattgelaufenen Treppen und den dazwischen errichteten Cafés haben was Bezauberndes. Man kann kaum glauben, dass nur 500 meter tiefer ins Land ein Stadttrubbel ist als wäre es der Tahrirplatz in Kairo.

Eli hat mich angerufen als ich gerade am Hafen ankam und vereinbart mich bom arabischen Haus gegen 15:00 abzuholen. Er wolle mir einiges zeigen.

Also entschied ich mich etwas zügiger zu laufen, ich bin ja noch ein paar Tage hier.

Ich kaufte mir für 15 Schekel beim Palästinenser ein Falafelbrot und ging durch den Markt und entlang den Hafen.

Ich schwöre bei allem was mir heilig ist und jemals werden kann, wäre es nicht die Kippah auf dem Kopf der alten Männer, wie sie vor ihrem Laden mit einem Kaffee Backgammon spielen, dann würde ich denken ich bin im Khan Khalili-viertel in Kairo. Ja selbst Papyrus verkaufen sie. Ich suchte ob ich eine neue Flöte entdecken kann, doch die achäbigen Kawalas waren tatsächlich nicht für Musik gedacht.

Punkt 15:00 war ich zurück und sprang in Elis Auto.

Welch Freude ihn zu sehen. Eli ist ein Energiebündel und obwohl ich ihn nur kurz kennenlernte hat er mich empfangen als wären wir 50 Jahre Brüder.

Faszinierend dieses Volk. Ich erinnerte mich an meinen Gedanken aus dem Kibbutz, dass es diese Hingabe zum Menschen ist, welches dieses Völkchen ausmacht. Allerdings als Gesamtvolk, auch die israelischen Palästinenser, zumindest die ich traf, beginnen sofort von dem Positiven im Land zu sprechen. So hat im Baklawa Laden mit Kaffee gegenüber der Inhaber mir eine halbe Stunde von den tollen und hilfsbereiten Menschen erzählt, egal ob Jude oder Muslime.

Eli nahm mich zu einer Stelle wo ich von Jafo bis ins moderne Tel Aviv am Wasser sehen kann.

Dann fuhren wir nach Modain. Sein Vater welcher in 1967 und 1973 kämpfte und nun selbst über 90 ist, wollte mich unbedingt sehen.

Nicht ganz unerwartet hat er viel über Geschichte gesprochen, dass er von den Ägyptern in Ismailiyya beeindruckt war, als sie dort einmarschierten. Dass er ein Sadat-Fan war, wie nahezu alle älteren Israelis. (Sadat hatte den yom kippur Krieg begonnen und anfangs sogar teilweise gewonnen, bis die Israelis auch einen Vorstoß machten).

Für Ägypten war es wichtig die Ehre wieder herzustellen nach den vielen Niederlagen. Die Überquerung des Suezkanals und die Rückgewinnung Teile des eroberten Sinais hat dafür gesorgt. 1979 schloss er den Frieden mit Israel und Ägypten bekam hierdurch den Rest des Sinais zurück, bis auf eine Stadt. Taba hat dann Ägypten durch ein Urteil des internationalen Gericht zurückgewonnen.

Der alte Mann wusste bestens bescheid. Und wie auch sonst, hat er auch seine Geschichte niedergeschrieben und veröffentlicht.

Er sprach sowohl Deutsch wie ein paar Brocken Arabisch. Seine Wohnung war klein und erinnerte mich an die Wohnung meiner Tante Karima aus Ägypten.

Wenn er sprach lehnte er sich etwas vor in der Couch. Zwischen den Worten machte er oft eine Pause, um dann mit seiner rechten Hand die Worte zu betonen, um dann seine Hände vor seiner Brust zu verschränken und sich wieder zirück zu lehnen.

Er sprach bedacht und mit der Autorität seiner Erfahrung und seines gefüllten Lebens. Spitz war er und machte seine Witze. In der Marine war er auch kurz. Und während seine Kompanen in Marseille die Mädels checken wollte, ging er zur Post um seiner Leidenschaft nachzugehen. Diese würde aber erst am Montag aufmachen. Das wußte er nicht und die Frau welcher er fragte sagte ständig Lundi, Lundi.

Er dachte sie beschimpft ihn. Erst auf dem Schiff habe man gelacht und ihn aufgeklärt, was die aufgebrachte Frau sagte. Er lächelte und lachte über sich selbst und sank einen Momenz zurück in seine Gedanken von einst. Kurz konnte ich ihn in jungen Jahren sehen, naiv stolz nach Briefmarken suchend. Wer sammelt heute schon Briefmarken in der Zeit bon Googlemail und WhatsApp.

Ein ganzes Kultursymbol, eine Kommunikationmethode mit eigenen Regeln und Knigge, eine Denkmalpflege, das Briefmarkensammeln; alle sind an unseren Fingerspitzen am Handy in Vergessenheit gesunken.

Ich war mit Elis Vater eins im Geiste für ein Moment. Ich hätte noch viele Momente tanken können, doch nach zwei Stunden gingen wir.

Eli stellte mich seiner Expartnerin vor, welche ihm als Mensch viel bedeutet. Noch ein gemeinsamer Nenner, meine Expartnerin ist nicht nur mir wichtig, sondern wahre Familie. Ich bin stolz auf unsere Familie und darauf, dass meine Frau dies auch so sieht und oftmals ejer an sie denkt als ich. Ich teilte dies mit meinem neuen Freund Eli und wir verstanden uns so wie Semiten unter einander es tun. Ein „Tsadeq“ will man sein, ein „Sadeq“ in Arabisch. Das ist ein Wahrhaftiger zu sein. Ein Mensch der aufrichtig ist und sich nicht bon Gier und Subjektiven Motiven alleine leiten lässt. Ein Tsadek macht das Richtige für den Willen das Richtige zu tun und nicht für die Konsequenzen die daraus folgen.

Dies ist das anzustrebende Ideal, welches man zwar oft verfehlt aber dahin strebt. Eli und ich verstehen uns ohne Erklärungen. Es ist als würde man mit einem Insider in einer Szene mit wenigen Symbolen ein ganzes System andeuten und darin handeln, während der Aussenstehende nicht weiß worum es geht. Wir aßen noch eine Kleinigkeit zusammen und natürlich wollte Eli dass ich viel esse, aber ich bin da wohl doch zu deutsch geworden und habe mich durchgesetzt nur einen kleinen Snack bestellt.

Eli + und ich frage mich immer noch woher er diese Energie bekommt – weigerte vehement meinen Vorschlag anzunehmen, mich im Zug nach Tel Aviv abzusetzen, sondern fuhr mich zurück und verabredete sich mit mir mich am nächsten Tag abzuholen, um Yad Vashem in Jerusalem zu besuchen.

Nun bin ich schon drei Nächte hier und habe so viel von den Menaczhen erlebt wie ich es beim besten Willen nie erwartet hätte.

Ich bin aufgeregt Yad Vashem zu besuchen.

Im Haus haben ich dann noch mit den dreien bis 1:30 Musik gemacht und etwas gejammt.

Keine Chance, dass ich so früh nach Jerusalem kann. Ich sendete Eli eine WhatsApp ob es nicht um 11 Uhr gehen würde anstelle von 10 Uhr. Ich war mir sicher, dass er schon schläft. Aber er war bei der allgemeinen Gesundheitskontrolle. Scheinbar kann man hier 24/7 durchweg Termine bekommen. Und so bekommt man schnell ein Termin. Erstaunlich!

Vom Kibbuz nach Jerusalem und Tel-Aviv Jafo (dritter Tag)

Ich hoffte einmal auszuschlafen. Doch wie schon erwähnt, haben die Katzen gewählt ihre Dispute vor meiner Tür auszutragen und das gleich mehrfach. Schlecht, denn ich wollte unbedingt voll entspannt sein, da Zsuzsi mich nach Jerusalem fahren wollte.

Natürlich hatte Zsuzsi viele geheime Tipps, die ich niemals mit den Öffentlichen erreicht hätte. Als erstes fuhr sie mich bei der Universität vorbei wo man einen Blick auf die andere Seite Jerusalems haben kann. Man stelle es sich vor, auf der einen Seite schaut man auf Al-Quds, der Moscheekomplex, der Klagemauer, Davidstadt usw. und auf der anderen Seite ein Blick den Berg herunter auf die Wüste mit mehr grünen Flecken als gelbe oder weiße, denn überall wachsen Sträucher.

Den Berg herunter grasen Ziegen und Führer stehen an dem angebauten Panorama und erklären von Napoleon und den Engländern. Wie hängende Gärten kann man zwei Etappen runter gehen. Da war eine Frau mit einem eigenen „Leibführer“. Sie hatte ihre Karte aufgelegt und der Führer stritt mit ihr, wer was wann wo zuerst eroberte. Eigentlich ein störendes Bild, dann aber ist Jerusalem auch Streitpunkt seit tausenden Jahren, warum also sollen die friedlich reden dachte ich mir.

Wie ich langsam feststelle werde ich überall grundsätzlich als jüdischer Israeli wahrgenommen. Egal ob ich in Englisch, Deutsch oder Arabisch frage, wird erst einmal in Hebräisch geantwortet. So dann auch dieser englische Fremdenführer, den ich mit „Have a good day“ begrüßte, welcher dann in Hebräisch mir freundlich antwortete und zunickte.

Ich wusste noch nicht ob diese Wahrnehmung ein Vorteil oder ein Nachteil sein wird. Ich merkte, dass ich mich in Israel stets mit Ägyptisch-Deutsch vorstelle, wenn die Menschen doch fragen und nicht mit Deutsch-Ägyptisch. Vermutlich, so glaube ich, liegt es daran, dass ich hier tatsächlich mich etwas in Ägypten fühle. Ferner sehen die meisten Menschen hier eher Arabisch aus als in Europa. Es fällt mir auch schwer die Palästinenser von den Israelis zu trennen. Wenn da nicht eine Kippa auf dem Kopf ist oder diese typische jüdische „Mitpachat“ oer „Kisi-Rosh“ welches die konservativen Frauen tragen. Letztendlich ist es identisch zu einem Kopftuch in Funktion und manchmal sieht es gemein identisch aus. Natürlich kann man die Männer in Schwarz nicht übersehen, wobei sie in Jerusalem fast normal sind. Sie tragen ihre Hüte und schwarzen Strumpfhosen und darüber ein Schwarzen Kittel der in Beige oder Orange mit einem Afghanenkittel verwechselt werden könnte.

Aber unter den Durchschnittsnormalbürger kann man nur schwer zwischen Palästinenser und Hebräer unterscheiden.

Das wars dann mit dem View und wir wendeten uns dem Ölberg zu. Zsuzsi wollte mir noch unbedingt den arabischen Laden zeigen, wo sie ihre Jacke für die Hochzeit ihres Sohnes gekauft hatte. Ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll. Wir fuhren sehr steil herunter in einer engen Straße. Der Laden war auf der linken Seite kurz vor einer starken Kurve nach links. Halbrechts gab es dann noch zwei Abbiegungen und Gegenverkehr. Zsuzsi in aller Gottesruhe entschied sich genau an diesem krietischen Punkt mitten in der Straße zu wenden. Und nicht, dass sie es auf Anhieb schaffte, sondern mit vielem vor und zurück. Und bei jeder Gelegenheit zischte ein Auto zwischen der entstandenen Lücke. Und nicht genug, sie manövrierte dies gleich drei Mal. Ich dachte ehrlich, dass jeden Moment aus dieser Kurve ein Auto uns erwischt. Wir hatten Glück! Der Laden selbst war ein Touristenladen mit alles was ein Tourist in einem Laden wie die vor den All-Inklusiv Hotels in Hurghada finden würde.

Nun gut, für Zsuzsi ist es nicht nur der Laden den sie mir zeigt. Ihr liegt viel daran dem Mamo zu zeigen, dass es zwischen den Arabern und Juden hier funktioniert.

Endlich kamen wir dann doch zum Ölberg, wo ich ein paar Bilder von dem Felsendom machen konnte. Noch interessanter war, dass der ganze Hang mit Grabsteinen aus Kalkstein übersät war. Und ich rede hier von zigtausenden solchen Grabsteinen. Die Gräber sind sogar in ganz wenigen Fällen noch frisch belegt. Ich sah da ganz weit unten ein paar schwarzbekleidete Orthodoxen. Rechts runter konnte man die russische Kirche sehen mit einigen Zwiebeltürmen wie es im roten Platz ist. Von dort fuhr Szuszi durch eine Gasse mit einem Neigungswinkel von gut 50° Grad und einer 3 Meter Breite bis zum Kotel (der Klagemauer). Parken ist dort absolut unmöglich, doch von einer Seitenstraße rief ein junger Araber „Parking“. Für 50 Schekel fuhr er einen Wagen in einer engen Gasse von der Seite weg und ich durfte reinparken, da es dann doch für Zsuzsi zu schwer wäre, wobei sie sich nicht nehmen ließ, dann noch einmal in den Wagen zu steigen und ihn 10 cm vor um wieder 10 cm zurück zu fahren.

Zsuzsi ist zweifelsohne die stolzeste 72-Jährige die ich jemals gesehen habe. Und wenn sie beginnt ein Thema leidenschaftlich zu besprechen kann sie nicht gebremst werden. Allemal sind die Israelis ein stolzes Volk und das zurecht!

Auf dem Weg nach Jerusalem fuhr mich Zsuzsi 45 Minuten durch einen Wald, der Wüste war. Als die Juden nach Palästina kamen und hat man viele anfangs engagiert, Bäume zu pflanzen. Der Plan war, dass wenn nur genug Bäume anwachsen, dass irgendwann das Wurzelwerk des Waldes Wasser stauen wird und der Wald überleben wird. So ist es auch gekommen, wobei ich zwei Tage später erfuhr, dass der Grund der vielen Brände daran liegt, dass man in der Gründungszeit nicht daran gedacht hat, welche Bäume man einpflanzt. Sie trocknen zu stark im Sommer und sind so anfällig für Brände. Ob dies nun auch so stimmt kann ich nicht sagen, doch dies sagte mir Eli, welcher ebenfalls nicht unerwartet ein Orkan von Hilfsbereitschaft, Leidenschaft für sein Land und Freundlichkeit ist. Doch dies ist eine ganz andere Geschichte.

Zurück zum Kotel, die Klagemauer. Zsuzsi gab mir in ihrem österreichsichen Akzent klare Anweisungen, dass ich nicht zu reden habe, wenn wir am Checkpoint sind. Immerhin werde ich eh als Jude wahrgenommen. So war es auch. Ein Israeli äthiopischer Herkunft am Checkpunkt fragte mich ob ich zu ihr gehöre ich antwortete mit dem wenigen Hebräisch dann doch und er winkte mich durch.

Endlich an der Klagemauer. Ich nahm mein Hut hab, setze meine Kippah auf und machte meine Gebete, beim Männerabschnitt. Auch ich hatte meinen Zettel, den ich zurück in einem Spalt ließ. Es ist ein ergreifender Moment, dort zu stehen wo unsere Vorväter einst waren, immerhin sind wir Abrahamiten. Es fragte kein Mensch ob ich Jude, Muslime, Atheist oder Klingone bin. Die Orthodoxen Juden können ihre Lederriemen an einem Kiosk binden lassen und haben natürlich sehr vertieft ihre Gebete mit einknicken rezitiert, wie man es kennt. Ich denke „davening“ beschreibt es am besten, auch wenn es Englisch ist.

Nun schreibe ich es doch. Ich musste echt meine Tränen aus der Brille wischen. Keiner wird es verstehen, doch der eine Juden im Stuhl verstand es. Er hatte mir dann auch ein Foto gemacht.

Von hier sind wir dann durch einen Tunnel gegangen wo wir eine kleine Mahlzeit Humus mit Fritten gegessen haben. Zsuzsi blieb in der Gaststätte als ich zur Al-Aqsa Moschee und dem Felsendom ging, welche beide in der Al-Aqasa Umfriedung liegen und vom 7 Jh. stammen. Eigentlich wollte meine Vernunft darauf verzichten, denn hier dürfen nur Muslime rein. Ich schämte mich. Da gehe ich zum Kotel und kann neben Juden beten und dann muss Zsuzsi draußen bleiben. Doch so hat der israelische Staat es ausgehandelt und mehrere Wachen sorgen dafür, dass Nicht-Muslime nur in den Besucherzeiten reinkommen, während Muslime den ganzen Tag rein können. Doch ich war in 51 Jahren nicht hier, daher bin ich dann doch reingegangen.

Die erste Kontrolle, Soldaten in Blau: „Lo, lo“ (Hebräisch: Nein, nein).

Ich sagte ich bin Ägypter. Eigentlich hätte ich auch Muslime sagen können, doch ich schämte mich dafür, dass Zsuzsi unten blieb, wobei es ihr doch ihr gefiel eine Pause zu machen. Die erste Hürde überschritten musste ich durch die zweite Absperrung. Zwei sehr junge Soldatinnen in Grün: „Mr. You are not allowed in”. Ich fragte dann warum, und mir war bewusst, dass ich weiß warum, aber das soziale Spiel muss gespielt werden. „From where are you from?“ sagte die eine. Und ich sagte from Egypt and Germany. Die eine Soldatin war sehr fröhlich und sagte, dass sie in Hannover war und sagte: „Guten Tag, ich liebe dich“. Ich lachte und sagte, dass in Englisch leider schon vergeben bin. Sie lachte und fragte nach den Pass, den ich zeigte und ließ mich durch. Endlich durch das Haupttor dachte ich, aber nein. Dieselbe junge Soldatin muss hinterher und einem Palästinenser zurufen und auf mich zeigen. Dieser fing dann in Englisch mich zu fragen woher ich komme. Egal wie oft in Arabisch antwortete sprach dieser Englisch. Irgendwann sagte ich im deutlichen ägyptischen Akzent, dass er aufwachen soll. Er ließ mich durch.

Ich ging zuerst zur kleinen Moschee und merkte sofort wie ich von mehreren skeptisch angeschaut wurde. Auch bemerkte ich schon den ersten Sicherheitsmenschen in Zivil der diagonal nach links 20 Meter hinter mir lief. Trotz demonstrativen Gebet in der Moschee, wurde ich von Menschen angesprochen, woher ich komme. Und als ich dann auch noch von der zweiten Moschee rauskam bemerkte ich, einen anderen der meine Verfolgung aufnahm. Ich hatte auch beim Felsendom mich fotografieren lassen. Das machte eine nette junge Muslima. Ihre Mutter war sehr aufgeregt, dass ein Ägypter da sei und sprach ununterbrochen davon, wo sie überall in Ägypten war.

Ich wäre gerne länger geblieben, aber Zsuzsi wartete im Kaffee und so ging ich los. Aber natürlich wieder mit Verfolgung. Der Typ sprach dann irgendwann mich auch natürlich in Englisch an. Ich entschied mich stehen zu bleiben und nicht zu sprechen, bis er Arabisch spricht, was er dann im vierten Anlauf machte. Ich sagte, dass ich es dumm finde, dass er mich beobachtet. Er lächelte tatsächlich sehr freundlich und meinte es sei ihm nur aufgefallen, dass ich das Nachmittagsgebet nicht mitbetete, obwohl ich die zwei Rakas gebetet habe.

Nun, ich bin Tourist sagte ich und machte mich auf den Weg.

Halb erschöpft gingen wir zum Auto und fuhren dann zurück zum Kibbutz. Zsuzsi wie auch ich wollten kurz ruhen, bevor die Frau mich auch noch nach Tel-Aviv fährt.

19:30 ging es los und ich kam in das ein fantastisches altes Haus. Das Haus selbst ist zwar heruntergekommen, aber alles ist sauber. Zwei Musikerinnen und Musiker leben dort und ich freute mich auf die kommenden Tage.

Erschöpft, dankbar und mit viel Stoff zum Denken, entschied ich meinen Blog kurz zu pausieren, denn ich muss erst alles verarbeiten. Mittlerweile sah ich ein, dass es doch nicht so schlimm war, dass Touristen nur bis 14 Uhr besuchen dürfen. Es ist ja nicht so, dass keiner reindarf. Nur ist die bittere Realität, dass oftmals einige Palästinenser sich aufregen, wenn ein orthodoxer Juden da oben betet. Im Kontext der Orthodoxie ist es ja nicht ein frommes Gebet, sondern eines welches den Anwesenden den Gedanken demonstriert an demselben Ort den Tempel Salomons wiederaufzubauen. Das bedeutet dann auch immanent die Moscheen abzureißen. Dann gibt es auch noch solche Palästinenser, welche, in ihrer weit übers Maß schreiten . Ich habe nichts dergleichen erlebt. Doch wie wäre es wenn ich aus der Hosentasche meine Kippah gezogen und aufgesetzt hätte. Ich möchte nicht urteilen, wer nicht betroffen ist hat leichtes Reden. Wenns nach mir ginge, hätte ich den Juden den Zutritt jederzeit gelassen und auch das Beten, solange sie nicht zu den 5 Gebeten sich extra vor die Muslime stellen. Gerne würde ich sehen, dass Muslime sogar helfen einen Teil des Tempels aufzubauen. Mit heitiger Technik kann man beide Moscheen Abrahamiten integrieren.

Jerushalayim, „Der Ort des Friedens“ wie du heißt, wie viele Idioten auf der Welt haben deinen Namen schon verfehlt.

Ich freue mich dich gesehen zu haben, doch werde ich wiederkommen müssen, denn ich möchte unbedingt das Grab von Shimon Peres besuchen und Yad Vashim. Doch brauche ich einen Tag ruhe von dir.

Shalom

Zweiter Tag im Kibbuz

Die Nacht war schwer. Viele Gedanken und kein Internet um meine Familie zu kontaktieren.

Um 8 Uhr ging ich von meinem Kibbutszimmer rüber zu Zsuzsi Wohnung. Sie bereitete mir ein Frühstück. Omelett mit Parmesan und dazu gab es Humus Käse und was es halt so gibt.

Relativ früh besuchte wir Nira. Ich hatte der Dame mal eine Flöte geschickt, weil ich in Zsuzsi’s Facebook gelesen hatte, dass sie mit 80 zwei Mal die Woche ins Altersheim geht. Nicht etwa für sich selbst, sondern um den Alten Leuten Flöte vorzuspielen. Ihr Bild damals strahlte Lebensfreude aus und ich fand ihr Wirken so beeindruckend, dass ich der Dame eine Flöte schicken musste. Das ist nun drei oder mehr Jahre her. Zsuzi hatte in ihrem Wiener Akzent schon gesagt, dass Nira sich schon wahnsinnig auf den Besuch freut.

Da waren wir also. Welch Ausstrahlung diese Frau hat. Grauweiße Lochen ein dauerhaftes Lächeln und in ihrem roten Kleid mit diese typischen Mustern deren Name ich läuft die fast 85 jährige Frau behutsam durch ihr Haus und doch ziemt es als würde sie hüpfen. Stolz zeigt sie, dass meine Flöte, welche sie leider nicht spielen konnte einen Platz auf ihrer Kommode hat. Als ich die Flöte, die Xiao-Shakuhachi, ihr vorspielte funkelten ihr Augen vor Freude.

Sie sagte, sie schreibe ein neues Buch, wo sie mich erwähnt hat. Weg war sie. Nach 15 Minuten kam die Frau mit einem Ausdruck der Seite 142, wo sie von dem muslimischen Flötenspieler erzählt, welcher der Jüdin im Kibbuz eine Flöte geschenkt hat. Für Sie war das erheblich mehr als eine Flöte. Sie schreibt, dass die Alten im Altersheim manchmal nur schreien, oder kein Wort sagen können. Doch wenn sie auf ihrer Blockflöte spielt, dass die eine dann plötzlich zuhört und der stumme mitsummt. Für sie ist dass ein Wunder und in diesem Kontext ist dann eine Flöte aus Deutschland vom muslimischen Flötenbauer gekommen. Ich war geehrt. Es ist ja nicht, dass die Frau nie geschrieben hat, sondern sie hat schon zwei in Israel sehr berühmte Kochbücher geschrieben.

Die Frau mit 85 ist ein Wirbel von Lebensfreude und Kreativität. Aus Plastikflaschen mit Tischtennisbällen macht sie Blumen aus Colabüchsen Schwäne. Ich bin fasziniert. Ob ich mit 60 einen Bruchteil ihrer Energie haben werden, vage ich zu bezweifeln.

Zsuzi welche ebenso umtriebig ist und Menschen aus aller Welt durch Facebook trifft bekam einen Anruf. Eine Theologin und Pfarrerstochter, welche aus Berlin zu einem Kongress kam, war gerade auf dem Rückweg zum Flughafen und schlug vor vorbeizukommen. Zsuzsi mit einem vollen Programm, da bin ich, wir wollten noch Lori eine Ausschwitzüberlebende besuchen und ihre Geburtstagsfeier am Nachmittag mit 5 Erwachsenen und 7 Enkelkinder, sagte natürlich zu und sprang auf um sie vom Kibbuzeingang abzuholen.

Für diese Menschen ist das Zusammensein, dem Menschen zur Hilfe zu eilen und die Gastfreundschaft so selbstverständlich wie morgens die Zähne putzen. Ich bin einfach sprachlos.

Ein Gedanke kommt in mir auf, ob nicht dies das Geheimnis des israelischen Erfolgs ist. Man sagt, Juden seien intelligent und innovativ, aber sie haben auch nur die gleichen Zellen wie wir, Fleisch, Blut und Knochen. Kann es sein, dass die Einstellung zum Leben, zum Menschen der Schlüssel zum Erfolg ist. Als der Soldat Gilad Sharit gefangen worden ist, hat Israel für ihn 1027 Gefangene frei gelassen. Der Mensch ist hier im Zentrum des Geschehens denke ich mir. Und als der Bürgerkrieg in Syrien losging haben israelische Ärzte an der Grenze mobile Krankenhäuser für die Syrer errichtet. Das ist keine Mär oder Israelische Propaganda, ich habe bei der Flüchtlingsarbeit mit Syrer gesprochen, welche diesen Dienst in Anspruch genommen hatten.

Natürlich gibt es auch Kriminelle unter den Israelis, keine Frage. Es geht mir hier nicht um einzelne Personen, sondern um die allgemeine gesellschaftliche Merkmale.

Zsuzi kam mit ihrer Freundin zurück, wir stellten uns vor usw.
Ich war vor dem Haus von Nira, weil ich etwas Sonne brauchte. Und ich fand eine Harke, einen Korb und einen Schnee- oder Laubschaufel, welche alle aus alten Kanistern gebastelt worden sind. Wie cool ist das dachte ich mir.

Nebenan wohnte Lori. Eine 94 jährige Frau, blind, lebensfroh und stur. Weil sich sich vehement dagegen wehrt ins Altersheim zu gehen hat man zugesagt, dass ein junger philippinischer Mann sie betreut. Zwar hat sie stets abgelehnt, eine Pflegerin zu bekommen. Doch als Zsuzi hörte, dass ein Philippiner eine Beschäftigung braucht, fragte sie einfach ob sie vielleicht einen Pfleger akzeptieren würde, sagte Lori sofort zu.

Lori lebte bis 1943 in Berlin. Sie wurde mehrfach deportiert und es ist eine Glückssache, dass sie lebt. Ich wollte nicht sie zuviel fragen. Ich kann mir vorstellen, dass sie ihre Geschichte schon hunderte Male sagte. Also ließ ich sie erzählen und fragte wenig. Sie war nach Amsterdam deportiert worden, so sagte Zsuzi, dass ich auch in Amsterdam wohnte. Eigentlich hatte ich einen Laden im Afrikaanse Plaats, wo ich auch schlafen konnte und eine Bleibe in Haarlem. Lori war zwar 6 Jahre in Amsterdam, aber das war auch über ein Jahrhundert her. Und doch fing sie an jedes Detail zu überprüfen. Dann meinte sie ich spreche aber einen Akzent, den ich tatsächlich durch meine belgische Frau habe. Am Anfang unserer Ehe meinte meine Frau ich spreche ein hartes Niederländisch wie meine Frau. Nun sagen mir Niederländer ich spreche ein weiches Niederländisch wie die Belgier.

Lori ist allemal hellwach. Szizi ist mit 72 flott und doch jedes Mal wenn Zsuzi was erzählte hat Lori hier und da ein feines Detail korrigiert. Wie kann das sein fragte ich mich.

Das Zimmer in welchem ich bleibe gehört einem 96 jährigen Mann, der dann doch ins Altersheim gekommen ist. Das erste Mal als ich ihn traf löste er ein Kreuzworträtsel, das zweite Mal Soduku. Er meinte er will sich im Kopf fit halten. Auf mein Staunen, sagte mir seine Tochter, die weiß Gott wie alt ist, dass er sogar noch täglich ein paar Stunden arbeiten geht.

Was sind das für Menschen frage ich mich. Sind sie von einem anderen Planeten? Oder ist es diese Gemeinschaft des Kibbuz, welche langes erfülltes Leben bewirkt. Einfach sagenhaft. Wäre ich 20 dachte ich mir, würde ich den Schritt waren.

Die Tochter von Lori, hatte mittlerweile meine Brille provisorisch repariert, welche ohne fremdes Zutun einen Bügel abwarf (inklusiv Bruch). Und so verabschiedeten wir uns.

Zsuzsi bestand darauf noch ein Mittagessen für mich warm zu machen. Ich aß zusammen mit ihrer bezaubernden Enkeltochter Reef, welche ich eine kleine Kinderflöte mitgebracht hatte.

Nach einer kleinen Pause, kamen ihre Söhne, ihre Schwiegertöchter und zusammen mit den sieben Enkelkinder haben wir ihr Geburtstag vom Vortag gefeiert. Ich hatte den älteren drei Enkelkindern Flöten gebaut und Corinne hatte den restlichen vier Geschenke besorgt.

Kinder sind Kinder egal wo. Und es gebt wohl keine größere Freude als die von Kinder. Das Haus von Zsuzi ist nicht groß, und darüber hinaus sind nahezu alle Wände mit Regalen bedeckt wo Keramiken stehen und viele kleine Kunstwerke. Zsuzsi hat ihr Leben lang Kunst gemacht dazu auch mehrere Wohlfahrtsprojekte geleitet. Mit 66 ist sie in die Rente gekommen. Und sie arbeitet nebenbei noch ein paar Stunden die Woche.

Die Familie von Zsuzsi hat mich sehr herzlich akzeptiert und das ist nicht selbstverständlich. Ich war am Abend dankbar. Dankbar, dass ich diese Menschen kennen lernen durfte. Dankbar, dass ich Nira und Lori erleben konnte und dankbar, dass ich die Offenheit habe dies zuzulassen.

Wie dumm doch diese Xenophoben Idioten und radikalen Ideologen sind, die sich solchen Erfahrungen verbieten.

Ich wollte hier mein Hebräisch lernen. Doch am späten Abend hatte ich so viele Eindrücke, dass ich keine Kraft zum lernen habe. Dan habe ich eben die Hebräer gelernt, dachte ich mir und ging ins Bett. Leider gibt es nicht nur Katzen in Eberswalde. Diese Nacht haben zwei Katzen sich vier oder fünf Mal vor meiner Tür gestritten. Ich wollte unbedingt ausschlafen, um am Folgetag die Kraft haben, auch die seelische, um Jerusalem zu erleben.
Ich werde diese Geschichte aber morgen schreiben.

Mein erster Tag im Kibbutz

Meine Gastgeberin heißt Zsuzsi. Wobei sie einen hebräischen Namen trägt, ist dieser ursprünglich Altägyptisch. SnSn, die Lotus im Wasser. Die Hebräer haben das Wort übernommen im Klang und der Bedeutung Lilie.

Die Ankunft war seltsam. Es war als würde ich in Kairo landen. Ähnliche Gesichter und ähnliche Luft. Auch die Straßen, Strassenlaternen und selbst die überstrichenen Bürgersteig-Kantsteine und der Staub. Die Palmen, Ficusbäume und Sträucher.

Anders waren die vielen Zitrusbäume Herrenlos mit Fallobst. Ich musste an den Treidelweg denken.

Zsuzsi obwohl ihr Geburtstag und ihr siebentes Jahrzehnt hat mich von Ben Gurion abgeholt, zusammen mit ihrem neugierigen und hellwachen Enkelstochter.

Selbst das Tanken konkurriert mit Kairo. Da der Vorwagen solange stand, machte Zsuzsi ihren Schwank und drehte sich davor Nase vor Nase um an die Tanksäule zu kommen. Als der Typ endlich ins Auto stieg, dachte ich mir schon: „Wird er nun wie ein Deutscher schimpfen oder, weil er wie Ähypter fährt, es hinnehmen“.

Er stieg ein fuhr rückwärts und dann um uns rum ohne eine signifikante Reaktion.

Toll, die Reise meines Lebens endet in ein Spiegelbild Ägyptens.

Doch dieses Bild zeigte sich schnell falsch.

Im Kibbutz leben fast 1500 Menschen in kleinen bis mittleren Häusern. Kann man am besten mit einer besseren Gartenkolonie in Deutschland vergleichen. Nur gibt es da einen feinen Unterschied. Jede Entscheidung wird in einer direkten demokratischen entschieden. Anfangs vor einem halben Jahrhundert noch so streng, dass man selbst die Namen der Kinder versuchte mit zu wählen. So wurde die Erstgeborene Nira benannt. Ein Spalt in der Erde beim bepflanzen. Als ein Kind „zweite Chanukka Kerze“ genannt werden sollte, haben sich die Eltern erfolgreich zur Wehr gesetzt.

Heute hat jeder hier eine gemeinschaftliche Aufgabe. Man lebt zusammen sorgt sich für einander und hilft wo man kann.

Das, das ist der feine Unterschied, der Lichtjahre zwischen diesem Land und seinen Nachbarländer bewirkte. Es ist die Hingabe zur Sache.

Vielleicht irre ich mich, aber für nun erscheint es mir so.

Zu Abend hatten wir Essen in der Kibbutzkantine, mit Tablett und Selbstbedienung bis zur Kasse, wie man es halt von Kantinen kennt, nur mit dem Unterschied, dass ich nicht ständig fragen musste ob es Schweinefleisch ist. Welch Erfahrung und Abwechslun, wenn man als Muslime in Deutschland lebt.

Jeden Mittag gibt es hier feines Essen, wenn auch mit Kantinecharakter wie in einem Behördengelände im tiefsten Osten.

Stichpunkt Osten, Kibbutz ist was kommunistisches mit demokratischen Charakter und unternehmerischen Verstand, bedenkt man dass hier Früchte und Milchprodukte hergestellt und vermarktet werden.

In der Kantine waren Menschen arabischer, europäischer und asiatischer Herkunft. Als man mich fragte was mich bewegte zu besuchen, sagte ich die Wahrheit. Wir waren mal lange her Feinde und ich hielt es für gut eigene Vorurteile aktiv abzubauen.

Leider konnte ich trotz dem vielen Hebräisch lernen nur wenig verstehen. Ein Buch ist schon was anderes als die real gesprochene Sprache.

Ein paar Sätze dennoch konnte ich mit den Kindern wechseln.

Die Menschen hier sind freundlich, aufgeschlossen und nett. Mir tut das gut und es macht mich nachdenklich ob es andersrum so wäre.

Leila tov