El-Nayati: Der Flötenmann, Flötenspieler oder Flötenmacher

Flötenspaziergang in Bernau
So war ich in meinem früheren Leben. Hier wie ich meiner damals heutigen Frau die Kultur meiner Vorfahren erkläre. Natürlich mit einer Flöte unter dem Arm.
1995: So war ich in meinem früheren Leben. Hier wie ich meiner damals heutigen Frau die Kultur meiner Vorfahren erkläre. Natürlich mit einer Flöte unter dem Arm.

Ich habe mit 8 begonnen mich mit Bambusflöten, eigentlich Schilfflöten, zu beschäftigen. Als Kind habe ich dann in Kairo jeden Tag im Flur unseres Hauses gesessen und die Nay gespielt. So konnte die Musik im Treppenhaus hochsteigen und mir ein Echo zurücksenden. Jeden Nachmittag mein gleiches Ritual. Und wenn ich einmal es nicht tat, kamen die Nachbarn runter schauen ob ich gesund bin oder weshalb ich nicht geflötet habe. Ich kann mir so etwas in Deutschland einfach nicht vorstellen.

Als Teenager hatte ich schon längst begonnen eigene Flöten zu basteln und habe dann auch in Hotels Abends mit der Band gespielt, mal die Gitarre, mal die Flöte und mal gesungen. Ich glaube mit 14 oder 15 haben ich begonnen einmal im Jahr die Flöte auf Safari-Wanderungen mitzunehmen und einfach mit mir alleine zwischen Himmel und Erde geflötet. Später im Studium war sie stets auf jeder Expedition und als ich dann Fremdenführer wurde, habe ich sie vom ersten Tag zum rufen meiner Touristen eingesetzt. Man sagt, dass es ein paar Jahre dauert bis man in der Fremdenführungsbranche sich einen Namen macht. Dank der Nay-Flöte hat nach wenigen Wochen fast jeder in der Branche mich gekannt.

Flötenspaziergang in Bernau
2001: Flötenspaziergang in Bernau

Die Nay ist keine gewöhnliche Flöte. Sie ist mitunter eines der ältesten Instrumente der Welt und nicht jeder kann sie spielen. Es braucht einige Jahre, bis man sie beherrschen kann. Kaum war ich in einem Tempel ranten die Wächter freudig auf mich zu und riefen „Ya Nayati“, „Ahlan Bil-Nayati“ oder „Ya Abu Nay“. Ich war also von den Ägyptern zum Nayati getauft. Das ist soviel wie der der die Flöte spielt, der Flötenspieler also, oder der Mann mit der Flöte oder der Flötenmacher.

Ich kann mir mein Leben ohne die Bambusflöte nicht vorstellen! Einmal alle paar Monate oder Jahre geht man auf die Straße, spielt die Flöte und verkauft ein paar Günstige an Kinder die hinter einem her rennen. Ob der Rattenfänger von Hameln von dieser Geschichte beeinflusst war?

Als ich dann drei Jahre in Deutschland war, konnte ich es nicht mehr ohne Flöte aushalten. Zwar hatte ich meine Flöten, aber es fehlte die Interaktion und vor allem das Bauen von Flöten für Flötenspieler. Und mir fehlte der Flötenspaziergang durch die Straßen. Also begann ich meine Flöten wieder zu bauen, doch diesmal kannte man die Flöte nicht. Es war kein Symbol einer uralten Kultur, eher ein „primitives“ Instrument. Es hat Jahre gedauert, bis man in Deutschland auf die Schönheit der Bambusflöten gekommen ist. Heute baue ich für Musikproduktionen, für Philharmonien und Musicals alle möglichen Flöten.

2006: Zusammen mit dem Gregorianischen Chor in der Musikhochschule Haburg

Ich werde gebeten Flöten einzuschätzen und zu bewerten und hin und wieder ist ein Artikel in der Zeitung über meine Flöten und mir. Diverse Verlage fragen, ob sie meine Bilder verwenden dürfen und selbst ein Verlag will einige Flöten von mir in ein Schulbuch gebracht haben. Ich lade euch alle ein. Weder meine Bilder und Videos noch meine Texte sind geschützt. Ihr könnt sie alle nutzen, solange ihr die Quelle mit Angabe meines Namens und dieser Website www.shakuhachi-shop.de angibt.

Wo wäre ich also heute ohne diese Flöten?

Wenn ich mich an meinen Vater erinnere. Er wollte nicht dass ich Flöte spiele, da Flötenspieler (siehe Nayspieler) einen schrägen Mund hätten. Viele Jahre später habe ich ihn gefragt, ob mein Mund schräg geworden ist. Er musste über sich selbst lachen. Ich habe in meinem Leben so viele Flöten gebaut, dass ich sie selbst nicht einmal zählen könnte. Ich weiß es echt nicht mehr, ein paar tausende auf jeden Fall. Und trotzdem freue ich mich auf jede neue Flöte, wenn sie fertig is. Ich kann es mir nicht erklären, doch wenn ich sie so ein Rohr halte, es reinige, schleife, vermesse, bohre, brenne, nachstimme, binde, behandel und wieder nachkorrigiere und es dann spiele und sie dann erklingt, bin ich einfach glücklich und dankbar, dass mir dies gegeben ist.

Ich bin dankbar, dass ich in Deutschland und der Welt so viele Flöten verbreiten darf.

Flötenspieler in Franfurt am M
2015: Flötenspieler in Franfurt am M

Letztes Jahr hatte ich einen kleinen Filmauftrag in Frankfurt am Main für eine private Firma (internes Lehrvideo) und da sah ich drei junge Straßenmusiker. Und der eine spielte ein seltsames Instrument und setzte es als Nay an. Ich sagte meinen Kollegen, das kann er nur von mir haben. Sie lachten locker. Doch als wir uns näherten erkannte mich der junge Musiker. Er hatte tatsächlich meine Filme und Bücher studiert. DAS macht mich glücklicher als jeden Soloauftrag sei es in der Musikhochschule oder Philharmonie oder sonstwo. Es sind diese Menschen die mich glücklich machen, die einfach meine Bücher lesen und meine Flöten spielen.

Ich möchte mich hierfür bei euch allen bedanken.

Die Indianerflöte Hopi-Flöte

Warum die Hopiflöte?

Auf meiner Entdeckungsreise im Flötenbau bin ich einfach von der Einheit der Flöten, insbesondere der alten Flöten fasziniert. Die Hopi ist, so wie ich sie gefunden habe, eine 5-Loch Flöte. Sehr ähnlich mit der Anasaziflöte und noch ähnlicher mit der Kawala, nur dass hier das dritte Loch fehlt. Somit wird die Quarte von der Basisnote einfach ausgelassen.

Der Effekt ist eine ruhige Tonleiter die irgendwie eine fragende Melodie hat. Dieser Sprung über die Quarte habe ich so nie richtig eingesetzt, bis ich diese Flöte nachgebaut habe. Da ich seit Jahrzehnten die Kawala baue, ist es für mich keine große Baukunst das dritte Loch auszulassen. Und doch ist dadurch das vierte Loch beeinflusst und muss nachkorrigiert werden, im Vergleich zur Kawala.

Ich habe hierfür ein Video gemacht, einfach mal reinhören und schauen.

Der Indianer Hopi-Flöte Film

 

Anasazi Flöte oder Anasazi Flute

Die Anasaziflöte wird immer beliebter. Sie ist eine Art Neuerfindung der tatsächlich alten Anasazi, denn diese wurde wie die Kawala gebaut und gespielt. Es macht auch absolut Sinn, denn das Urinstrument die Kawala woraus die altägyptische Nay entstand wird auch ihren Weg zum amerikanischen Kontinent gemacht haben, um dort dann die Anasazistimmung zu bekommen. Dies bedeutet nicht, dass es keine Kerbflöten auf dem südlichen Kontinent gab, doch die Anasasiflöte, so wie ich sie sehe, baue und spiele schreit laut, dass sie wie eine Nay gespielt werden will.

Die eingebastelte Kerbe ist eine Vereinfachung der Anasazispielweise, doch muss man dann auch Klangeinbußen hinnehmen. Am Besten ist es, wenn man beide Anblastechniken lernt.

Ich habe hier ein kleines Video in dem ich zuerst meine elektronische Ewi spiele und dann inn die Harmonien mit einer Anasazi spiele. In Minute 1:35 spiele ich sie wie sie in ihrer Urform gespielt worden ist und erst danach, wie heute die modernen -Amerikaner es sich vereinfacht haben.

Immerhin ist das Instrument fast 3000 Jahre zurück datiert, also ein direkter Nachfolger der Flöten meiner ägyptischen Vorfahren.

Hier, schaut und hört euch mal das Video an. Die Flöte ist auch im Shop HIER >>> erhältlich.

[embedyt] http://www.youtube.com/watch?v=DEco4cl9S2A[/embedyt]

Die Shakuhachi entmystifiziert

Lange habe ich mir überlegt ob ich diese Worte in meinen Shaku-Blog schreibe, aber nun reichts. Ich baue Bambusflöten seit nun fast 30 Jahren. Dreißig Jahre in denen ich mich mit Nays, Bansuris, Kawalas und Shakuhachis beschäftige. Ich habe im deutschen Büchermarkt die einzigen Lehrbücher und Bauanleitungen veröffentlicht. Dies tue ich gewiss nicht weil ich mit meinen Erfahrungen geize, sondern aus dem Glauben, dass man Wissen und Erfahrung teilen muss.

Es scheint, dass es einen gewissen Shakuhachi-Clan mit OMMMMM-Stimmung gibt, denen das nicht gefällt. Für sie muss man auf dem Boden sitzen und sich als Japaner ausgeben, um die Shakuhachi zu spielen. Alles andere ist falsch! Dabei haben die Japaner und Asiaten sowieso längst die westlichen Instrumente entdeckt und die besten Musiker der Welt geschenkt. Kein Japaner würde auf den Gedanken kommen aus Geige oder Klavier eine sektarische Musikgemeinschaft zu machen. Doch hier in Europa ist Shakuhachi gleich Halbwissen und Möchtegern ZEN-Buddhisten. 

Für mich ist die Shakuhachi aber ein tolles Instrument, welches ich mit Präzision stimme und so gut wie es nur möglich ist verarbeite, damit wir damit Musik machen können. Deshalb werden meine Shakuhachis und andere Instrumente in vielen Musikals, Philharmonien und Filmmusikaufnahmen gespielt. Ich schreibe dies jetzt nicht um anzugeben oder sonst aus einer Überheblichkeit, sondern weil ich alle paar Monate mein Shakuhachi-Lehrbuch in Wikipedia unter der Rubrik Shakuhachi als Referenz angebe und diese dann immer wieder gelöscht wird, bei Beibehalten der anderen englischen Quellen. Etwa Zeitgleich beim Löschen meines Buches kamen dann auch gleich drei negative Bewertungen. Kindisch finde ich! Sollen die die so hinterlistig sind in ihrer Hinterlistigkeit baden. Ärgert euch, denn es ist so, dass meine Flöten gut sind, dass sie in der ganzen Welt gespielt und geschätzt werden.

Neulich schickte mir ein Musiker die Aufnahmen welcher er berichtete Stolz mit meinen Flöten gemacht zu haben. Auf dem Cover war dann eine Wurzelendshakuhachi welche nicht von mir war. Das Etiket, der Markt verlangt nunmal ein OMMM-Instrument. Viele von denen bekomme ich zur Restauration und staune wie man 1500 Dollar und mehr für ein bis zu 70 Cent verstimmtes Instrument zahlen kann.

Der Oberhammer war, als einer dieser netten Klug… nach einer bösen Email in welcher er mich über Shakuhachis erzogen hat, tatsächlich von einem Freund eine Shakuhachi kaufte, welche allerdings von mir war und dies gleich zu 850 Euro, während ich sie meinem Freund und Ladenbesitzer für 300 Euro verkauft hatte. Nun glaubt der Shakuhachi-Guru es mir gezeigt zu haben, dass er die Flöte nicht aus meinem Shop kaufte. Ich finde es irgendwie amüsant.

Und gar nicht so lange her, kam ein Kunde mit einer doch sehr schönen Shakuhachi zu mir, dass ich sie bewerte. Er hatte sie aus der Schweiz von einem Oberguru des Shakuhachispielens gekauft. Ich fand sie sah echt edel aus. Als ich sie spielte war das F fast ein E und das G höher als ein G#.  Ich staunte aber sagte nicht dass sie schlecht ist, denn egal was die anderen über mich meinen, werde ich keinen Kollegen namentlich schlecht machen. Doch der Kunde schaute mich an und sagte: „Spucke es doch aus, sie ist völlig verstimmt.“. Ich sagte: „Du sagst es selbst“. Dann erklärte mir der Kunde, dass als er dies entdeckte er den Shakuhachi-Guru anrief und dieser ihm erklärte, dass dies so beabsichtigt ist, weil die Shakuhachi nach den Wellen des Mondes gestimmt sei! Herr Gott, was kann man mit Unsinn Geld machen. Die Mond-Wellen Shakuhachi kostete allerdings 890 Schweizer Franken. Irre!

Ich werde mich an so einer Abzocke nicht beteiligen. Wer eine Wurzelend-Shakuhachi von mir will muss mit 300-500 Euro rechnen und die anderen Preise sind von 90 bis 280 Euro. Ich liefere so perfekt wie möglich und so gut wie möglich behandelte Flöten, Lösungsmittelfrei und mit weiteren Instrumenten und Harmonien auf 440 Hz gestimmt geprobt. Das ist was ich mache. Ich trage kein Kittel und kein Möchtegern Mönchgewand beim Handwerk sonder ein Werkstattshirt, welches ich nach 10 Flöten wegschmeißen kann, wegen Schellackspuren und ich freue mich jedes Mal, wenn meine Flöten so gestimmt sind, dass man sowohl alleine oder mit anderen Musikern spielen kann. Auf dem Mond werde ich nicht flöten.